Das Rathaus

Alter Keller
Alter Keller

Geschichte des Rathauses

Im Februar 1996 wurde im Bulletin Municipal von Puiseaux über das aktuelle Rathaus ausführlich berichtet. Der Bericht stützte sich auf Akten, die den Stadtarchiven gehörten, aber man hatte diese Geschichte erst bis 1884 verfolgen können, als die alte Priorei Saint Victor von der Stadtgemeinde abgekauft wurde. Was war aber vor diesem Datum?

Nun wurde fieberhaft nach weiteren Archiven in der Stadtgemeinde gesucht. 1999 wurde an einem Aufzug im heutigen Rathaus gebaut. Während der Bauarbeit wurde eine Nottreppe errichtet, und gerade da wo die Treppe mündete, stieß man auf einen Stapel Papier. Es waren Akten in Originalschutzpapier eingewickelt, ungefähr 2 Kubikmeter, ein wahrer historischer Schatz, da man bis und sogar die Zeit vor der Revolution verfolgen konnte.

Dieser Fund war ein unverhofftes Glück im Département Loiret. In der Tat, zwischen den beiden Weltkriegen hatte das Archivbüro des Départements entschieden, alle kommunalen Archive in Orléans zu zentralisieren. Aber die Stadt Puiseaux entzog sich diesem Unternehmen und behielt ihre eigenen Archive. So verhinderte sie, dass die Archive dem Brand während einer Bombardierung der Départementhauptstadt zum Opfer fielen.

Damals stand das Rathaus in der Rue Lesesne, wo jetzt die Schule steht. Es wäre vergeblich alte Spuren des ehemaligen Gebäudes zu suchen. Die alten Klassenzimmer und ein Teil des alten Rathauses wurden 1934 abgerissen, um die Schule zu bauen, der Rest wurde nach dem letzten Krieg durch neue Klassenzimmer ersetzt.

 

Ansicht des Rathauses heute
Ansicht des Rathauses heute

Das Schul-Rathaus in der Rue Lesesne wurde im Kataster von 1836 eingetragen. Wegen seiner Lage im ältesten Stadtteil hatte man vermutet, dass diese Verwaltungsgebäude seit lange der Stadtgemeinde gehörten. Es war ein Irrtum, denn dieser Besitz wurde erst 1834 von der Stadt erworben. Ein Kaufvertrag bestätigt dies. Der Verkauf fand am 23. Februar 1834 vor dem königlichen Notar aus Puiseaux, Maître Dupont statt. Der in Paris wohnhafte Verkäufer, Amédée Demay, Kassierer der Magistratur und der Liegenschaften war nicht anwesend und wurde von einem in Puiseaux wohnhaften Herrn Charles Marlin, Schuster vom Beruf, vertreten. Der Bürgermeister vertritt die Stadt Puiseaux. Eine Anordnung des Königs, die im Palast der Tuillerie in Paris am 21. Dezember 1833 unterzeichnet wurde, autorisierte die Gemeinde Puiseaux dieses Verfahren des Erwerbs. (Im gleichen Jahr wurde ein Gesetz abgestimmt, es verpflichtete die Stadtgemeinden Schulen zu eröffnen).

Im Kaufvertrag wurde der Besitz sehr genau beschrieben. Es war ein geräumiges Herrenhaus mit 13 Zimmern, mehreren Waschräumen, einem Badezimmer und einem Garten von 42 m².

Das Hauptgebäude an der Straße wurde als Rathaus, Friedensgerichttribunal, Wohnungen für die Lehrer und Lager für die Feuerwehr umgebaut. Zu dieser Zeit bestand das Rathaus nur aus 2 Zimmern. Das Sekretariat gehörte zum Ressort des Schuldirektors, Monsieur Lesesne, dessen Straße seinen Name trägt.

Das Rathaus stand an diesem Ort bis 1884, dann wird es in der Priorei verlegt.

Nun fragt man sich, wo das Rathaus vor dem Kauf von 1834 stand.

 

Solange keine neuen Beweise in dem Stadtarchiv gefunden wurden, kann man nur spekulieren.

Seit der Revolution gehörte die Stadtkasse der Stadtgemeinde. Es war eine herrschaftliche Verwaltung, (also von Saint Victor), deren Bestimmung es war, die verschiedenen Steuern von den Kirchgemeindeangehörigen einzunehmen. Die Stadtkasse war in einem großen Gebäude untergebracht. Ein Teil dieses Gebäudes kann man noch südlich auf dem Platz Martroi sehen.

Vermutlich sah es aus wie in einem Bauernhaus, weil die Steuern meistens in Naturalien bezahlt wurden: Korngarben, Wein, Vieh, Federvieh usw... Auf dem Plan sieht man rechts 2 Keltern mit 2 Gärbütten; im Hintergrund eine Scheune, links noch eine kleine Kelter, 2 Unterkünfte für die Schweine, einen Hühnerstall und vor allem Dennoch stand das Wachthaus unter der Obhut der Stadt.

Dort war die Nationalgarde untergebracht. Dieses kleine Gebäude wurde später der Feuerwehr und dann dem Marktaufseher zur Verfügung gestellt.

Der Stadtkassierer wohnte links des Tores, wo heute ein Friseursalon steht. Das Teil des Vorgebäudes äußerst links ist nicht mehr vorhanden, es wurde nach dem Bau des aktuellen Rathauses abgerissen. Bis in die dreißiger Jahre war das Hotel du Commerce dort untergebracht. Die Scheune ist auch verschwunden, um Platz für die ehemalige Garage der Feuerwehr zu machen. Heute dient sie als Lager für die Geräte der Stadtgemeinde. Rechts an der Spitzecke der ehemaligen Scheune befindet sich unten noch ein Keller, wo damals der Weinzehnten entrichtet wurde.

Nun nach diesen Hypothesen stand das Rathaus vor 1834 wahrscheinlich an diesem Ort. Aber 1830 verkaufte die Stadtgemeinde die Stadtkasse; das bedeutet also, dass es während 4 Jahren kein Rathaus mehr gab; es sei denn, das Wachthaus wäre zu diesem Zweck benützt worden. Und da dieses Gebäude nicht groß genug war und die Stadtgemeinden in Frankreich wegen des neuen Gesetzes gezwungen waren Schulen zu gründen, hatte der Gemeinderat von Puiseaux zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, indem er das Herrenhaus Demay kaufte.

Dort waren auch mehrere Gefängniszellen, da der Abt von Saint Victor das Justizrecht über der Stadt besaß.